Der Weg zurück

Ich laufe gerne. Meistens jogge ich, manchmal gehe ich einfach spazieren. Wenn ich auf Reisen bin, was viel zu selten vorkommt, erlaufe ich mir meine nächste Umgebung.

Was ich gar nicht mag,  ist denselben Weg wieder zurück zu gehen. Einfach so hin und her finde ich extrem langweilig. Um das zu vermeiden schlage ich mich zuweilen schon mal durchs unbequemere Unterholz.

Manchmal aber geht’s nicht anders, als denselben Weg zurück zu gehen.  Zum Beispiel, wenn Wege wegen Forstarbeiten gesperrt sind oder wenn ich in unbekanntem Gelände unterwegs bin. Und nein, ich gehe normalerweise nicht mit dem Handy vor der Nase durch die Gegend, um auf der virtuellen Karte zu sehen, wo ich mich gerade befinde. Das mag zuweilen praktisch sein, aber für mich ist es ungefähr so, wie wenn ich mein Handy befrage, wie das Wetter heute ist anstatt einfach rauszugehen, den Himmel anzugucken und die Temperatur zu fühlen. Die Wettervorhersage zu beachten mag seinen Sinn haben, wenn man in den Bergen unterwegs ist und eine große Wanderung vorhat, doch das kommt viel zu selten für mich vor.

Zurück zum Weg zurück. Manchmal ist es eben einfach nicht anders möglich. Und nachdem ich mich jahrelang darüber aufgeregt habe, wenn es so war, machte ich nun, bei meinem letzten Kurzurlaub die Erfahrung, dass das auch einen Reiz hat. Was ich zuvor fast als Niederlage empfunden habe, versuche ich nun als Chance zu betrachten: Nämlich die Dinge von der anderen Seite zu sehen. Etwas zu bemerken, woran ich beim Hinweg vielleicht achtlos vorübergegangen bin.

Wie im übrigen Leben bin ich frei zu entscheiden, ob ich mich ärgere oder es eben sein lasse. Als ich im Schwarzwald denselben Weg durch den Schnee zurückstapfen musste, da sonst wahrscheinlich eine Tagestour daraus geworden wäre, kam es mir zum ersten Mal gar nicht langweilig vor.  Es war wider Erwarten nicht dasselbe nur umgekehrt.

Genauso geht es mir bei der Überarbeitung meiner Texte und Romane.  Sich nochmal Abschnitte vorzunehmen oder die Handlung schrittweise zurückzugehen, um eventuelle Ungereimtheiten aufzudecken hat durchaus seinen Sinn und bringt oft Unvorhergesehenes hervor.

In diesem Sinne hoffe ich auch weiterhin guter Dinge zu bleiben, wenn ich einfach mal so umkehren muss und es als Inspirationsquelle zu betrachten.

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