Meda Mildenberger 4

Am Nachmittag gehe ich nach meinem langweiligen, mich unterfordernden Bürojob shoppen. Den Job mache ich nur zum Schein. Einfach, um  mich normal zu fühlen und selbst daran glauben zu können. Zumindest ab und zu.

Die Boutique meiner Wahl ist viel zu teuer. Meine Mutter sagte schon als ich 15 war, dass ich einer großen Zukunft entgegen sehen würde, bei meiner Gabe, immer das Teuerste und Exklusivste auszuwählen.

Anscheinend ist es aber noch nicht soweit. Also übe ich mich  in Geduld und kaufe vorerst einen stark heruntergesetzten Schal vom Krabbeltisch vor der Tür. Die Alte im Laden sieht mich kühl an. Ich lächle sie überlegen an und  sie entscheidet sich doch noch zurückzulächeln.  Da sieht man mal wieder, was so ein forsch selbstbewusstes Auftreten macht. Sehe ich gar einen Hauch von Neid in ihren Augen? Ich bin schlank und jung und  sie beides nicht.  Dass sie die 80-er life und in Farbe erlebt hat, darum beneide ich sie nicht. Ihr Fummel, der aus dieser Zeit zu stammen scheint und sicher teuer war, soll retro wirken, tut es aber nicht. Aber hey, für sein Geburtstjahr kann ja keiner was. Nur für seinen Blick kann jeder was.

Vor meiner Haustür finde ich einen pompösen Blumenstrauß. Ranunkeln, Weißdorn und Misteln und als Hauptattraktion orangefarbene Rosen. Wow!, denke ich und freue mich. Dass ich Blumen liebe scheint mein spießiges Erbe zu sein. Bei einem Blumenstrauß rückt die Zynikerin in mir tatsächlich zur Seite. Insgeheim träume ich von einem Garten voller Blumen.

Ich öffne und schließe die Tür, gehe über die alten, knarzenden Holzbohlen und suche und finde die schöne, alte Vase, die ich vor kurzem auf dem Flohmarkt erstanden habe. Die Blumen passen exakt rein, wie dafür gewachsen und geschnitten. „Wie Arsch auf Eimer“, würde Uschi, meine Nachbarin zur Linken sagen.

Ich betrachte den Strauß in der Vase auf dem großen, alten Holztisch, atme den Duft der Blumen, den Geruch nach nassem Baum, der durchs offene Fenster einströmt und von der alten Platane kommt, ein.

Ein kleines Kuvert steckt im Strauß, doch ich öffne es nicht. Plötzlich ist es mir zuviel.

Kitsch.

 

 

 

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