Jahresrückblick 2023 — Keep on writing & Keep on running

Ein gutes und lebendiges Jahr mit einigen Herausforderungen: Schönem und Traurigem, Frust und Freude, eben ganz das pralle Leben. Manches kam anders, als gewünscht. Ich schreibe hier bewusst nicht „geplant“, denn „planen“ an sich ist nicht unbedingt meins. Doch es geht mir beim Schreiben wie beim Leben allgemein um die grobe Zielrichtung und die Offenheit, sich überraschen zu lassen von dem, was alles auf dem Weg kommt. Manchmal ist es reizvoll einen Umweg zu nehmen; immer ist es bereichernd einmal eine andere Perspektive einzunehmen.

Alles in allem war es ein sehr „tiefes“ Jahr, das mich in Vielem bestärkt hat, meinen Weg als Schriftstellerin und als Mensch weiterzugehen, dabei offenzubleiben und achtsam. Ein Jahr, das mich wieder ein Stück mehr zu meiner eigenen Essenz gebracht hat, mich neu justieren, nachdenken und nachfühlen lässt und das mich mit Dankbarkeit erfüllt. Hier zu sein, jetzt, in diesem Leben. Und immer: Schreibend und laufend.

Was habe ich mir für 2023 vorgenommen? Und wie ist es gelaufen?

  • Weiterschreiben, Weiterlaufen. Zu hundert Prozent gelungen. Beides habe ich weiter gemacht, beides ist ein Teil von mir.
  • Einen Verlag für meine zwei Alt-Manuskripte finden.
  • Das hat nicht ganz geklappt. Leider. Ich habe über zehn Bewerbungen an unterschiedliche Literaturagenturen geschickt, aber leider keine Zusage für eins der Manuskripte bekommen. Dafür habe ich viel gelernt über das Exposé-Schreiben, darüber, worauf es einer Agentur ankommt -zumindest verstehe ich das Getriebe besser- und ich bin nicht enttäuscht, sondern letztlich bestärkt darin, weiterzuschreiben, denn das Schreiben ist und bleibt mein Medium. Nicht zuletzt war die Kommunikation mit einigen wenigen Agenten freundlich und aufschlussreich und … trotz Absage auch ermutigend.
  • Haus renovieren: So im Ganzen war mir klar, dass nicht alles auf einmal realisierbar ist neben Beruf und Familie, ganz zu schweigen vom finanziellen Aufwand, wenn man sich helfen lassen muss. Und man muss! Dennoch ist es vorangegangen: Immerhin sind unsere neu gesetzten Türen in der mittleren Etage, deren Ränder schmaler sind, als die der alten, nun auch fertig integriert, so dass ich im Frühjahr neu streichen kann. Wir haben das Wohnzimmer neu gestrichen, den Holzboden behandelt.
  • Mehr im Garten selbst machen: Größtenteils gelungen. Sagen wir mal, es ist ein Prozess, der ein gutes Stück vorangegangen ist.
  • Weiter meinen Weg gehen, meine Mitte immer wieder suchen und halten, Achtsamkeit und Glaube Ist mir auch gelungen, mal mehr, mal weniger. Auch das: Ein Prozess, der noch andauert.
  • Mehr Gelassenheit: Es gelingt mehr und mehr. Manchmal eher nicht. Aber ich habe mittlerweile meine Methoden, wie ich mich immer wieder in Gelassenheit übe. Z. B. Schreiben, z. B. Laufen.

Schreiben

Über mich Stefanie D. Seiler
Mein Schreibtisch – in meinem Schreibraum unterm Dach

Im Januar ist mein erster Roman „Jenseits der Wälder“ erschienen. Es war ein tolles Gefühl, das Buch, an dem ich gut drei Jahre gearbeitet habe, endlich in Händen zu halten.

Das erste große Ziel des Jahres 2023 war das Aufarbeiten und Abschließen zweier „Altmanuskripte“. Zum einen den biographischen Roman „Fatma“, zum anderen der mit meiner Co-Autorin Natascha Biroljev gemeinsam geschriebene Roman „Schwesterherzen“. Insbesondere „Fatma“ habe ich nochmals überarbeitet und den Roman dann ins Lektorat gegeben. Dann war ich damit beschäftigt, mich dem großen Thema Exposé zu widmen. Immer schreibe ich neben den großen Projekten auch kleinere Texte und Artikel, die ich zum Teil auf publikum.net veröffentliche. Meist entstehen sie in meiner Morgenschreibzeit, die schon beginnt, bevor der Tag hier los geht mit Kinder wecken, Pausenbrote machen und Kinder zur Schule schicken. Mitte des Jahres war es dann soweit und ich habe mich mit meinen Manuskripten auf Verlags-, bzw. Agentursuche begeben. Zuvor war Recherche angesagt: Welcher Verlag kommt in Frage, welche Agentur? Mitte des Jahres war es dann soweit und ich habe reichlich Bewerbungen abgeschickt. Eine aufregende Sache, immer wieder. Im Laufe der folgenden Monate hatte ich einige gute Gespräche mit einzelnen Agenten, wenn auch leider bislang keine Zusage. Das kratzt natürlich ganz schön am Selbstbewusstsein, selbst wenn ausdrücklich betont wird, dass das nur das subjektive Empfinden des Einzelnen ist und ich es auf jeden Fall bei anderen Agenturen/Verlagen versuchen soll. Natürlich werden da Fragen laut wie: Ist der Text nicht gut genug? Oder liegt es einfach wirklich daran, dass sie jeweils momentan keinen „Markt“ sehen für das Thema oder die Aufbereitung. Mich fragte Claudia Feldtenzer, mit der ich zusammenarbeitete und die jahrelange Erfahrung in Verlagen gesammelt hat: Was ist die Konsequenz? Es sind tatsächlich subjektive Rückmeldungen, Agenturen müssen eben schauen, wie aussichtsreich es ist, das Werk in einem Verlag unterzubringen. Sie veränderte meine Perspektive in vielerlei Hinsicht. Die Konsequenz? Ist, dass ich weiterschreibe, denn schreiben ist mein Medium. Die Feedbacks zu meinem ersten Roman Jenseits der Wälder, und vorher zu meinem Sachbuch Faszination Trailrunning sprechen für sich. Trotzdem muss ich immer wieder mit Zweifeln leben. Eine Herausforderung, der ich mich meistens tapfer stelle. Dabei hilft mir das Gedicht von Charles Bukowski, So you want to be a writer. Ich schreibe, was ich schreibe. Und schreibe weiter. Ich als Zeitzeugin dieser unseren, meinen Zeit.

Charles Bukowski 1978, Heidelberger Schloss

Warum schreibe ich?

Warum schreibe ich und was schreibe ich? Die Frage wurde mir mehrmals schon gestellt. Es ist mir ein Anliegen Geschichten zu erschaffen, die ein Abtauchen und ein Wiederfinden ermöglichen. Ich schreibe Bücher, die ich selbst gerne lesen würde. Unterhaltsam, fesselnd, aber mit dem ein oder anderen möglichen Dockpunkt an das Leben meiner Leserin und meines Lesers. Etwas, das nicht nur einfach nett konsumiert und wieder vergessen wird, sondern etwas, das Mut und Zuversicht, vielleicht auch Eigenreflektion auslöst. Etwas, das mehrere Ebenen hat, berührt und Mut macht. Meine Hauptfiguren sind bislang Frauen, ich schließe nicht aus, dass es auch einmal eine männliche Hauptfigur gibt.

Die Geschichte der Frauen in den letzten Jahrhunderten /Jahrtausenden in unterschiedlichen Kulturen beschäftigt mich schon lange.

In meinem ersten Roman „Jenseits der Wälder“ macht sich Anda auf die Suche nach ihren Wurzeln und ihrer Herkunft. Sie muss, zunächst unfreiwillig, in ihre Stärke kommen und Position beziehen, um ihr Erbe zu verteidigen.

In „Fatma“ steht im Zentrum eine junge Frau, die als Gastarbeiterkind in den 1970-er Jahren nach Deutschland kam, im Spannungsfeld der Kulturen mit vielen Einschränkungen aufwuchs, arrangiert verheiratet wurde und durch das Kickboxen die Kraft fand, ihr Leben selbstbestimmt in die Hand zu nehmen, mit allen Konsequenzen. 2005 wurde sie Kickboxweltmeisterin.

In meinem ganz neuen Roman, den ich bislang nur „Ahnenroman“ nenne, da er teilweise auch meine Familiengeschichte erzählt, geht es um Anna, von der ich nur weiß, dass sie die ältere Schwester meines Großvaters war, die in die USA ausgewandert ist. Die Geschichte spielt Anfang der 1930er Jahre. Anna will, genau wie ihr älterer Bruder Heinrich, ihr Abitur machen und studieren. Doch das ist ihr als einzige Tochter des ärmlichen Dorflehrers versagt. Das knappe Geld wird in die Söhne investiert. Doch Anna hält an ihrem Traum fest und ergreift die Möglichkeit nach USA zu emigrieren. Auf dem Weg erkrankt sie an TB und landet auf Ellis Island im Hospital. Dort verliert sich ihre Spur.

Bei der Beschäftigung mit dieser Zeit und mit meiner Hauptfigur Anna fragte ich mich, was hat sich geändert in den letzten hundert Jahren. Was tragen wir noch immer von unseren Vorfahren an Verhaltensregeln und Vorstellungen, wie eine Frau, wie ein Mann zu sein hat, mit uns? Ein großes, vielschichtiges Thema, das noch viel weitergefasst werden kann. Welche Dinge, die uns unsere Vorfahren tradiert haben, leben wir noch immer, halten sie für wahr, obwohl sie schon lange nicht mehr relevant sind? Worunter leiden wir womöglich, in der Annahme, dass etwas „eben so ist, wie es ist“?

Laufen

Genau wie das Schreiben gehört das Laufen zu meinem Leben. Mit Laufen meine ich Joggen, wobei es in meinem Fall ein langsames Joggen ist, nicht zuletzt, weil ich erstmal eine ziemliche Strecke bergauf laufe. Immer wieder mache ich die Erfahrung, wie sehr sich der Gedankenwirrwarr in meinem Kopf klärt und ich zur Ruhe komme, sich Lösungen auftun, einzelne Szenen entstehen. Für mich ist Bewegung der Schlüssel zu so vielem. Ich habe außerdem mal gelesen, dass Adrenalin aka Stress nur durch physische Bewegung abbaubar ist. Ein Relikt noch aus unserer Vorzeit. Und ja: Ich fühle mich immer „aufgeladen“ nach einer Runde Wald: Nur die Geräusche des Bachs, das Rauschen des Winds und Vogelgezwitscher ab und an. Es ist wohl die einzige Zeit am Tag, in der mir nicht der Kopf schwirrt voller Dinge, die ich jetzt noch erledigen könnte. Ich bin eben einfach weg für eine Stunde. Ich jogge aber nicht nur ausschließlich. Ich wandere auch gerne. Am liebsten in den Bergen.

Ich gehe ein ganz unmittelbare Verbindung mit meiner Umgebung ein. Auch, wenn ich in Städten unterwegs bin, versuche ich, soviel wie möglich zu Fuß unterwegs zu sein. Da ich mir hierbei auch immer etwas Zeit einplane, um mich auch einmal treiben zu lassen, entdecke ich zu Fuß oftmals Dinge, die ich übersehen hätte oder an denen ich gar nicht vorbeigekommen wäre. Deshalb bin ich auch definitv keine Freundin von all den Navigationsapps. Anfang des Jahres reiste ich nach Hamburg, um am Seminar „Marketing für Autoren“ beim Autorendock Hamburg teilzunehmen. Ich nahm mir noch einen Tag dazu und lief, ganz nach dem Motto Der Weg ist das Ziel von meiner Unterkunft in Ottensen zum Museum Ballinstadt. Nun: Ende Januar, leichter Nieselregen, es war kein besonders lauschiger Spaziergang, aber ich habe die Atmosphäre mitbekommen, bin durch den Elbtunnel gegangen – eine ganz besondere Erfahrung – und anschließend noch ziemlich lange durchs Hafengebiet auf die Insel Veddel. Es ist diese ganzheitliche Erfahrung: Luft, Geräusche, Wetter, die ich so schätze und die hängenbleiben. Und wer weiß, vielleicht ist Anna tatsächlich diesen langen Weg zu Fuß gegangen: Nicht einmal unwahrscheinlich, da sie mit dem Zug bis nach Hamburg Altona gefahren ist.

Leipziger Buchmesse

Beim dritten Versuch klappte es mit der Leipziger Buchmesse! Zweimal wurde sie abgesagt, wobei ich das erste Mal trotzdem nach Leipzig reiste und mir stattdessen die Stadt ansah. Dann kam der erste Lockdown. Diesmal reiste ich mit meiner Schwester, die in der Schweiz lebt. Wir sehen uns zwar regelmäßig, aber in großen Abständen. Der gemeinsame Stadtausflug, begonnen mit der Zugfahrt, war super! Leipzig gefällt mir gut. Ich mag die Atmosphäre und „Schwingung“ der Stadt, wobei es so direkt in der Innenstadt wie überall hektisch zugeht. Das Hostel Eden, in dem wir uns eingemietet hatten, ist ein ehemaliges Lehrlingswohnheim mit angeschlossenen Werkstätten und großem Garten hinter dem Gebäude. Von außen sah es eher wie ein langweiliger Nachkriegsbau aus, doch die Initiatoren haben das Innere so originell und fantasievoll, dabei solide gestaltet und renoviert. In der Küche, die gemeinsam zur Nutzung zur Verfügung stand, kamen wir mit wirklich netten Leuten ins Gespräch: Einige davon besuchten auch die Buchmesse. Wir lernten Martina Mruck kennen und ihre wunderschöne Leinwandlyrik. Sie war als Ausstellerin auf der Messe und es war spannend ihre Abenteuer als Ausstellerin zu hören.

Am Stand der Selfpublisher war mein Buch ausgestellt: Ein besonderes und schönes Gefühl, das eigenen Buch so am Stand zu sehen. Außerdem hatte ich einen Slot zum Meet & Greet am Stand.

Meet&Greet, Stand der Selfpublisher, Leipziger Buchmesse

Am Stand der Glücksschreiberinnen durfte ich ebenfalls mein Buch präsentieren. Zwei Messetage haben mir voll und ganz gereicht: Spannend, voller Eindrücke und inspirierender Treffen, Gespräche und Vorträge.

Meine Schwester besuchte zum ersten Mal eine Stadt im Osten Deutschlands. Wie auch mir fiel ihr auf, dass eine andere Stimmung herrscht als in westdeutschen Städten. Zum einen war die Stadt runtergekommener in manchen Außenbezirken, zum anderen ist hier der Geist von etwas Neuem, von Aufbruch, von Ideen zu spüren. Kleine, innovative Geschäfte und Restaurants. Im Gegensatz zu den alteingesessenen, behäbigen Städte des Südwestens. Originelle Ideen, aber auch Armut, Obdachlose und Menschen am Rand. Natürlich nicht in der präsentablen und wirklich eindrucksvollen Innenstadt. In den Straßenbahnen erlebte ich Freundlichkeit und Solidarität, auf eine andere Art als im Westen. Selbstverständlicher, so kam es mir vor.

Leben ist fragil

Blatt

Ein schwerer Fahrradsturz meines Mannes in der Mitte des Jahres setzte so alles, wirklich alles in ein anderes Licht. Glücklicherweise ist er wieder ganz gesund, wenn auch ohne Milz. Es geht ihm gut. Was zunächst nur wie ein heftiger, aber harmloser Sturz über eine hohe Bordsteinkante aussah, war letztlich lebensbedrohlich. Von außen waren es nur ein paar Schürfwunden. Zwei Wochen waren absoluter Ausnahmezustand in der Familie. Die schon erwachsenen Kinder kamen. Für sie und auch ihre Geschwister zu Hause hatte das Ganze noch einmal eine ganz andere Dimension.

Wie einzelne Schlaglichter laufen mir immer wieder Bilder durch den Kopf: Der Krankenwagen. Mein Mann verkabelt, ansprechbar, auf die OP wartend. Kurze, freundliche Gespräche mit einem Pfleger, einem Arzt. Wachsame Augen auf all den Geräten. Wir reden. Über dies und das. Dass ich jetzt mal zu Hause Bescheid geben müsste und so was. Alltagskram. Der Verstand klammert sich an Zahlen, an Hoffnung, daran, dass alles schon nicht so schlimm ist. In einer Pause sehe ich ihn an, sein Profil. Und denke, Gott, lass es nicht das letzte Bild von ihm sein, das ich habe. Auch, wenn es dort niemand aussprach, wenn alles von Messwerten abhängt, da war es dennoch: Dieses Wissen, dieses intuitive Wissen, um Bedrohlichkeit, um Todesnähe. Ich sagte ihm: Gib dir bloß Mühe. Entscheide dich dafür, jetzt, bewusst zum Leben. Das waren so ungefähr die letzten Worte, die ich zu ihm sagte, bevor ich gehen musste und er in den OP geschoben wurde.

Vom Operateur erfuhr ich ein paar Stunden später, dass mein Mann stabil war, aber sehr viel Blut verloren hatte. Es gab noch eine weitere Komplikation, aber glücklicherweise konnte auch ein zweites Mal das Leben meines Mannes gerettet werden. Nach Intensiv- und Wachstation konnte er nach über einer Woche auf die normale Station.

Ich funktionierte in dieser Zeit, erfuhr so liebevolle Unterstützung von meinen Kindern, Verwandten und Freunden. Hielt mich an meinen täglichen Arbeiten fest, meditierte, lief, schrieb und ja, betete. Immerzu eigentlich. Doch es gab sie auch, diese Zwischenmomente. Ich vor der Kaffeemaschine stehend und mich plötzlich fragend: Was ist, wenn das jetzt hier ein guter Traum ist, ich demnächst aufwache und mein Mann ist tot?

Die Präsenz der Fragilität des Lebens hat uns als Familie nochmal auf einer tiefere Ebene zusammengeführt. Alles wird relativiert und die Frage: Was ist wirklich wichtig?, steht im Vordergrund. Ich bin unendlich dankbar (auch, wenn das Wort inflationär klingt), dass mein Mann lebt und wieder fit ist. Ab 2024 wird zweimal sein Geburtstag gefeiert. Die Zeit seiner Erholung zu Hause war sehr wertvoll und wir haben sie genutzt zum -erst langsamen, dann erstaunlich schnell wieder normalen Spaziergängen und Gesprächen. Wir haben das Beste aus dem Sommer gemacht.

Lost places

Alte Festungsanlage Italien
Eingangstor einer verlassenen Festungsanlage bei Savona

Dieses Jahr waren wir nur mit zwei unserer Kinder im Urlaub. Die anderen mussten entweder an die Uni oder arbeiteten oder hatten eigene Urlaubspläne. Da der Altersunterschied sechs Jahre ist, war es nicht so einfach gemeinsame Interessen zu finden. Das Wetter war Ende Mai in Norditalien durchwachsen.

Ich dachte, dass wir alle gut im Training stehen mit Treppen, aber Savona ist eine echte Herausforderung gewesen, da unsere Ferienwohnung im obersten Stock eines ganz oben am Hügel liegenden Hauses lag. Dafür hatten wir einen phänomenalen Ausblick und durften die Dachterrasse benutzen. Die steilen Treppen durch schmale Häuserfluchten nutzte außer uns scheinbar niemand. Jedenfalls trafen wir nie jemanden. Dafür hat jeder Einwohner mindestens einen Roller, das Auto bleibt lieber an einer Stelle geparkt und wird nicht bewegt und mindestens ein Hund pro Einwohner. Der Kaffee ist nach wie vor überall phänomenal und die Cornetti ebenfalls.

Ich laufe gerne und habe auch immer meine Laufklamotten dabei, egal, wohin ich reise. Laufen geht immer. Doch diesmal sind sie nicht zum Einsatz gekommen: Treppen plus ausgiebige Wanderungen durch das steile Gelände haben selbst mir gereicht. Nach einigen Besichtigungen und Stadtrundgängen durch Savona und die umliegenden Orte, besuchten wir das, was beide Jungs gleichermaßen interessiert hat: die verlassenen Kriegsfestungen, zum Teil im absoluten Dickicht in steilen Hängen gelegen, halb zerfallen und zumeist nicht abgesperrt.

Ehemalige Festungsanlage bei Savona/I

Baden und Sein in und um Seen

Dieses Jahr war ich oft am See. Im Sommer ist die Auswahl größer, doch an meinen Lieblingssee hier in der Nähe kann man, wann immer man möchte. In einem Bereich gibt es zwei aufgeschüttete Sandstrände, an der sich die meisten tummeln, man kann aber auch den gesamten See, einen Arm vom Rhein, umrunden. Dort gibt es Anglerstege, die man eigentlich nicht betreten darf und andere, ruhigere Stellen, an denen man auch Baden kann. Weite Teile des Sees sind allerdings naturgeschützt. Der See ist zu jeder Jahreszeit schön. Die letzten Male war ich im Frühherbst dort. Ruhe, nur das Plätschern von Wasser, Vogelgezwitscher und erstes Laub, das von den Bäumen sanft auf die Oberfläche fällt. Der Aufenthalt am Wasser lässt mich zur Ruhe kommen. Kurz hatte ich das hehre Vorhaben einmal die Woche baden zu gehen bis in den Winter hinein. Jetzt musste ich fast lachen über die Idee. Sicher toll, aber nur, weil ich dieses Jahr mich gezwungen habe, schneller ins kalte Wasser zu springen, bin ich noch nicht soweit bei diesen Temperaturen zu baden. Vielleicht nächstes Jahr .. .oder übernächstes. 🙂

Emme, CH
See
See bei Karlsruhe

Zeitenlauf und Älterwerden -Alles hat seine Zeit

Im Februar erfuhren wir, dass mein Sohn und seine Freundin ein Baby erwarten, kurze Zeit später von ihrem Entschluss, zu heiraten. Ich erinnere mich noch gut an den Moment, als er anrief und mir das erzählte. Wunderbar. Und wie schön, das zu erleben. Gleichzeitig werde ich mir bewusst, wie gut und auch etwas wehmütig sich das anfühlt: Es geht weiter, wir sind Teil von etwas viel Größerem, wir rücken in der Reihe eins weiter und treten nach intensiven Jahren mit fünf Kindern in einen neuen, ruhigeren und anderen „Raum“ unseres Lebens, der noch einmal Neuorientierung und Neuausrichtung bietet. Ich kann nur sagen: Ich genieße es. Zum einen noch das Begleiten der heranwachsenden Kindern, was auch Auseinandersetzung bedeutet, zum anderen den Kontakt mit den „Großen“, die schon ausgezogen sind und ihr eigenes Leben führen. Vor kurzem ist nun auch der dritte Sohn ausgezogen und hat sein Studium aufgenommen. Ob mir das zu schaffen macht?, wurde ich schon des Öfteren gefragt? Nicht im Negativen, antworte ich da. Da ist schon Wehmut und ich vermisse ihn. Es beschäftigt mich, lässt mich nachdenken, darüber, was in den vergangenen Jahren alles so geschehen ist und wie sich alles ständig ändert. Doch es macht mir keine Angst, erfüllt mich vielmehr mit Zufriedenheit und Dankbarkeit. Wahrscheinlich und nicht zuletzt, da ich schreibe und auch in 2023 viel aufgebaut und ausgebaut habe, was das angeht. Es erfüllt mich mit Sinn. Es ist das, was ich schon immer machen wollte und nun ist die Zeit da. Hier und jetzt. Und in dem größer werdenden Raum ist das auch möglich. Und da wir gerade bei „Räumen“ sind:

Idee eines Schreibraums – Schreibend zum eigenen Ausdruck finden

Noch ist es eine Idee, doch sie lässt mich nicht los: Ein sicheres Zeichen dafür, dass es bald in die Umsetzung kommt: Einen Raum zu bieten für Menschen, die einfach mal schreiben möchten. Für mich ist das „freie, assoziative Schreiben“ Teil meiner täglichen Schreibpraxis und es ist so aufschlussreich, so inspirierend und erdend zugleich, dass ich gerne solch einen Raum schaffen und halten möchte, in dem sich Menschen treffen und bereit sind, sich auf das Abenteuer Schreiben einzulassen und zu ganz neuen Erkenntnissen zu kommen. Wenn nur einmal der Druck wegfällt, in einer bestimmten Form irgendetwas zu schreiben! Da ich sehr gute Erfahrungen gemacht habe mit Gateless Writing im Schreibsalon von Christine Kämmer möchte ich ein paar Dinge von dort mit aufnehmen. Es wird nicht um „Textbesprechungen“ und „Beurteilungen“ gehen, wie wir das alle reichlich noch aus der Schule kennen, sondern einfach darum, Freude zu empfinden darüber, was wir aus unserm Inneren einfach so schöpfen können, teilen können und sicher sein können, dass es nicht kritisiert wird.

Ein Impuls, wie z. B. die Betrachtung eines Bildes, einer Fotografie, eine Musik und/oder, der Beginn eines Satzes, der dann einfach frei weitergeführt wird auf einem weißen Blatt Papier, wird zu Beginn stehen. Diesen „Schreibraum“ stelle ich mir sowohl in Präsenz vor, möchte ihn aber auch virtuell per Zoom oder ähnliches realisieren. Wenn sich jemand hierfür schon „gerufen“ fühlt, dann hinterlass mir bitte eine Mail oder Nachricht. Ich freue mich sehr darüber, schon allein, um zu sehen, ob diese Idee Anklang finden würde.

Weltlage und Nachrichten

Ich sehe mir keine Nachrichten mehr an, habe damit aufgehört. Ich höre vielleicht einmal in der Woche Nachrichten im Radio und lese Zeitung, am liebsten die NZZ, ca. einmal in der Woche.

„Aber du musst doch informiert sein.“ — „Muss ich?“, frage ich zurück. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich muss nicht. Es hilft nichts sich jeden Tag in fünfzehn Minuten Nachrichten das Schlimmste vom Schlimmsten anzusehen und immer wieder zu bestätigen, dass der Mensch schlecht und alles Scheiße ist. Ich kann´s nicht mehr hören und sehen. In dem wir annehmen, dass sich die Menschheit nie ändern wird, wird sie sich auch nicht ändern. Wir bleiben in unserem kleinen Mikrokosmos und beschwören immerzu die gleiche Beschissenheit, nur um dann altklug zu sagen: Tja, es wird sich nie ändern, die Welt ist schlecht.

Ist sie nicht! Nicht nur. Alles beruht auf Ursache und Wirkung und wir können so viel bewirken, wir, die sicher sind, wir, die genug Geld haben, nicht fliehen müssen und keinen Hunger leiden. Ich informiere mich wohl, versuche aber dann hier in meinem Umfeld das zu tun, was nötig ist, damit Frieden herrschen kann, nach Lösungen gesucht wird, anstatt immer nur über Probleme zu reden. Jemanden zuhören, wenn er verzweifelt ist oder sich ungerecht behandelt fühlt. Auch, wenn ihm sein Problem im Angesicht der Weltlage nichtig und unwesentlich erscheint. Wir sind alle hier, jetzt Zeitgenossen und Zeitzeugen und wir können die Welt ein kleines bisschen besser machen, wenn wir in unserem Umfeld das Beste versuchen.

Einen Streit schlichten, jemanden eine andere Perspektive auf seine Situation anbieten zu sehen. Ein freundliches Lächeln schenken und jemandem sagen: Du schaffst das. Anstatt sich immer und immer wieder als Opfer zu fühlen und sich über die Politik, über die Regierenden, über die Weltlage aufzuregen. Das ist für mich eine Entscheidungs- und Bewusstheitsfrage, die ich immer und immer wieder neu treffe.

Ich hörte mal einen Beitrag in den sozialen Medien. Den Namen der Dame habe ich vergessen: Doch sinngemäß sagte sie: Ihr wisst ja alle gar nicht wie privilegiert ihr seid. Und ihr könnt euch kein Urteil erlauben. Das könnten wir alle nicht. Mag sein. Ich möchte auch nicht urteilen, das versuche ich mir immer wieder bewusst zu machen. Aber ich schweige auch nicht, nur weil ich privilegiert bin: Ich schwimme nicht in Geld, aber ich leide auch nicht unter Armut, genauso wenig wie meine Kinder. Ich lebe nicht in einem Kriegsgebiet, gehöre auch keiner unterdrückten Minderheit an. Dennoch erhebe ich meine Stimme. Dennoch bin ich fähig zu relativieren. Denn wenn nicht wir, wer dann?

Alltag und Schreiben

„Laufzettel“, To-Do Liste, die ich mir aufschreibe, ergänze, durchstreiche über die Woche

Wie und wann schreiben Sie? Bei so einer großen Familie?, werde ich manchmal gefragt. Oder wurde ich früher oftmals gefragt, als noch alle Kinder zu Hause waren, teilweise klein. Was soll ich sagen? Man muss tun, was man tun muss. Das Schreiben, selbst wenn es teilweise nur 10 min. am Tag waren, und auch das Laufen, waren seit jeher meine Räume. Und zeitweise war ich im Überlebensmodus. Alle haben Bedürfnisse, die gestillt werden müssen, meine waren das Schreiben und eben die Möglichkeit eine Stunde rauszugehen. Alleine. Schnell wussten alle Familienmitglieder, dass das wichtig ist für mich.

Meine beste kreative Zeit ist der frühe Morgen. Ich stehe schon seit Jahren rund eine Stunde früher auf, um in Ruhe meinen Kaffee zu trinken und zu schreiben. Je nachdem entwerfe ich Szenen zum aktuell entstehenden Roman, setze Briefe auf, schreibe Tagebuch oder schreibe frei. Und fast immer entstehen zu Beginn der Woche sogenannte Laufzettel wie oben auf dem Foto. Da schreib ich nämlich erstmal „raus“, was zu tun ist im Alltag, woran ich denken muss. Denn dann steht´s auf dem Zettel und schwirrt mir nicht mehr ständig im Kopf rum, neben all den anderen To-Dos, die ich für meine Bücher im Kopf haben muss.

Viele Jahre habe ich auch gedacht, dass ich mehr Ruhe brauche, dass, wenn erst das und das geschehen ist, ich endlich dazu komme, das zu tun, was ich tun will. Doch irgendwann habe ich gemerkt, dass es mir schlecht ging: Angestrengt und ausgelaugt zum einen, zum anderen gelangweilt und unterfordert. So habe ich entschieden: Wann, wenn nicht jetzt? Und begonnen, in dem Rahmen, in dem es möglich ist, zu schreiben. Und siehe da: Es ging. Und geht. Alltag ist für mich nichts Negatives. Ich bin frei zu entscheiden, was ich daraus mache. Alltag inspiriert mich. Es sind oft kleine Begebenheiten, Gespräche, die sich ergeben, witzige und auch dramatische Situationen, die in die Geschichten mit einfließen. All das gehört dazu. Deswegen warte ich nicht auf ein paar Tage Schreibretreat pro Jahr, sondern mache das, was möglich ist, jeden Tag. Und freue mich dennoch wie eine Schneekönigin, wenn ich mal ein paar Tage in eines meiner Schreibasyle gehe, ein Begriff, der sich etabliert hat, als ich wirklich „fliehen“ musste von zu Hause, um mir selbst die Ruhe zu gestatten, einmal 3-4 Tage zu schreiben und nur das: Schreiben.

Es ist immer eine Frage des Priorisierens. Wenn ich eine intensive Schreibzeit habe, dann hat das einfach eine hohe Priorität. Dann bleiben halt mal andere Dinge auf der Strecke, werden aufgeschoben oder delegiert. Und wenn ich etwas wirklich will und etwas wirklich machen möchte, dann bin ich auch bereit, Opfer zu bringen. Z. B. jeden Morgen eine Stunde früher aufzustehen. Oder: Mal abends keine Serie/Film schauen und stattdessen schreiben. Letzteres fällt mir deutlich schwerer. 😉

Sportkurs

Ein Bestandteil und Anker meiner Woche ist mein Sportkurs in meinem Fitness Studio, das ich schon lange besuche. Vier bis fünf Frauen mittleren Alters treffen sich dort seit vielen Jahren. Manchmal kommen welche dazu, manche bleiben dabei und werden Teil der Gruppe, manche sind nur ein paar Mal dabei. Ich liebe es; diese Gemeinschaft von unterschiedlichen Frauen, mit unterschiedlichen Geschichten. Manchmal quatschen wir noch bei einem Kaffee im Anschluss, es herrscht zwischen einigen tiefe Freundschaft, zwischen anderen einfach freundschaftliche Kameradschaft. Doch alle sind wir uns einig: Der Kurs tut gut. Für mich persönlich sind es 1,5 Stunden, in denen ich einfach mal nichts entscheiden muss: Ich kann mich einfach der Mainstreammusik hingeben, das Angesagte nachmachen, mich darüber freuen, dass ich nach wie vor echt fit bin und alles andere hintan stellen. Als meine Tochter (auch sportlich, Anfang 20) einmal mitmachte, musste sie sich für einen Moment auf die Seite setzen und meinte dann später zu mir: „Da geht man in so einen Kurs mit alten – äh älteren Frauen und die sind dann fitter … das ist schon hart.“ Keep on moving!, ist mein Credo. Bleib dabei oder komm dazu. Beweg dich. Innen wie außen.

Sportkurs
Kursraum
Sportkurs
Sportkurs nach dem Sportkurs

Muttersein und Frausein

Am 12. Oktober kam unsere Enkeltochter zur Welt. Meine Tochter und ich freuten uns ganz besonders über die weibliche Verstärkung. Es ist so schön und rührend und ja, auch nachdenklich stimmend. Wie schnell die Zeit vergeht. Die nächste Generation kommt und das ist gut so. Und es ist der Hammer, wenn man das eigene Kind sich liebevoll, ruhig und souverän um sein Kind kümmern sieht. Leider wohnen wir etwas weiter weg, so dass wir uns nicht eben mal kurz sehen können. Bei 200 km muss man schon planen und gucken. Um so schöner ist es, zu hören, dass meine Schwiegertochter und mein Sohn solch eine super Hebammenbetreuung vor und auch nach der Geburt hatten. Das hatte ich auch, aber es war nochmal sehr berührend sie, das Baby und auch meinen Sohn so gut betreut zu wissen, besonders, weil es keine einfache Geburt war.

Auch als unsere Kinder zur Welt kamen haben uns unsere Eltern unterstützt. Doch unsere Mütter waren keine Hilfe, was manche wichtigen Dinge anging, wie zum Beispiel das Stillen. Das „konnten“ sie nicht, Muttermilch ist ja auch belastet, die Brust wurde mit Alkohol desinfiziert, bevor das Baby angelegt wurde (alle vier Stunden) what? Meine Mutter war bei meinem ersten Kind skeptisch, ob das klappen würde, ob ich genug Milch hätte für das Kind? Ich dagegen wollte stillen. Unbedingt. Und habe gestillt – glücklicherweise wurde ich von meiner Hebamme auch diesbezüglich unterstützt. Es tut mir leid um viele Frauen der älteren Generation. In Gesprächen wurde mir klar, dass ihnen etwas so Wichtiges ausgeredet oder verwehrt wurde: Das Bewusstsein des eigenen Körpers, der fähig ist neues Leben auszutragen, zur Welt zu bringen und zu ernähren.

„Da wird aber einer verwöhnt“, war auch so ein oft gehörter Satz von älteren Frauen. Wenn das Kind schreit, dann muss man nicht gleich rennen, oder? Rennen vielleicht nicht, aber das Kind schreit ja nicht ohne Grund und stillen heißt ja nicht umsonst so. „Bekommt der kein Bauchweh, wenn du ihn schon wieder stillst? Das Kind muss doch im Kinderwagen liegen und in seinem Bettchen sonst leidet die Wirbelsäule.“

Bei meiner Tochter hat die Anverwandtschaft dann vertrauensvoll geschwiegen: Sie habe gesehen, dass sich der Erstgeborene weder wirbelsäulengeschädigt, noch sonst wie seltsam entwickelt hat und auch offenbar keinen Hunger zu leiden hatte.

Meine Mutter meinte dann einmal, als unser drittes Kind geboren war: „Sie haben uns um das Stillen betrogen.“ Das Ganze, weil Nestlé Kinderkrankenschwestern Provisionen gezahlt hat für jede Flaschenernährungsempfehlung. In der Drogenszene nennt man das Anfixen. Aber das ist ein weites Feld, worüber ich mal wann anders schreiben werde. Wenn sich eine Frau für Flaschennahrung für ihr Kind entscheidet ist das ja auch okay. Doch immerhin kann sie selbst bestimmen, wie sie das möchte.

Genauso wie das Phänomen des „Verwöhnens“ eines Babys… alles Relikte der vergangenen Jahrhunderte. Es ist unglaublich gut und beruhigend für mich, dass diese Zeit endgültig vorbei zu sein scheint.

Eine alte Nachbarin, die mich schon als Kind gekannt hatte, freute sich immer sehr, wenn ich sie besuchte und ihr jeweils mein Neugeborenes vorstellte. Sie selbst hat auch fünf Kinder. Auf meine Frage, wie sie denn das empfunden hatte damals, mit dem „Bloss nicht verwöhnen“, da hat sie nur gelächelt gesagt: „Verwöhnt hab ich sie alle fünf!“

Frankfurter Buchmesse

Agora der Frankfurter Buchmesse

Die Frankfurter Buchmesse ist für mich ein Highlight im Jahr. Ich freue mich jedes mal darauf zu stöbern, neue Impulse aufzunehmen, Gespräche und Begegnungen, mit Menschen, deren Leidenschaft das Lesen und teilweise auch das Schreiben ist. Ich treffe dort Personen, die ich das Jahr über nur virtuell getroffen habe oder sogar nur mit ihnen geschrieben habe. Doch das Erlebnis in 3-D ist unersetzlich, finde ich. Einen Tag war ich dort und besuchte eine Veranstaltung des BvjA, den Young Authors Day und traf dort auch zwei Teilnehmer:innen, die ich in Hamburg auf dem Seminar des Autorendocks „Marketing für Autoren“ im Januar kennengelernt habe. Auch hier war mein Roman am Stand des Selfpublisherverbandes zu sehen. Das ist immer ein sehr schönes und besonderes Gefühl: Das eigene Buch auf der Messe zu sehen. Doch ganz ehrlich: Es war unglaublich voll schon am Freitagnachmittag, als die Tore für alle geöffnet hatten. Da ich kein großer Fan von Menschenansammlungen bin – seien sie auch noch so buchbegeistert- , war ich ganz froh, dass ich am Wochenende schon wieder nach Hause fuhr und wusste, dass nun eine ruhigere Zeit beginnen würde: Ich hatte im Lauf des Oktobers bei einem Vorbereitungskurs zum Schreibmonat November mitgemacht. Durch Zufall bin ich darauf gestoßen und wie das manchmal so ist, hat sich alles gefügt. Der Plan meine hundert Notizen plus handschriftlicher Erstfassung endlich einmal in Ordnung zu bringen und einzutippen, nochmals zu durchdenken etc., war schon lange da, doch immer stand etwas anderes im Vordergrund. So schloss ich mich mit drei Schreibkolleginnen zusammen und wir trafen und treffen uns einmal in der Woche, um uns von unseren Projekten und unserem Stand zu berichten und uns gegenseitig zu motivieren.

NaNoWriMo 23 – mein Ahnenroman

Familienbild 1940-er Jahre 
neuer Roman
Familienbild, 1940-er Jahre

Ich machte also zum ersten Mal beim National Novel Writing Month, eine weltweite Bewegung, mit. Schreibende aus aller Welt können sich registrieren, über diese Plattform ins Gespräch kommen, man kann seine geschriebenen Wörter täglich eintragen, man kann sein Buch anderen vorstellen etc. pp. Vieles davon habe ich nicht genutzt. Mir reichte es, meine Wortanzahl einzutragen und mich mit meinen Schreibbuddies zu treffen und auszutauschen. Es war eine tolle Erfahrung: Zu wissen, dass viele, viele Menschen genau in dieser Zeit konzentriert an ihren Arbeiten/Romanen/Texten sitzen und schreiben. Wieder einmal machte ich die Erfahrung, wie unglaublich viel „geht“, wenn ich mich nur fokussiere und das Schreiben tatsächlich für vier Wochen konsequent priorisiere. Alle möglichen Termine, Treffen mit Freundinnen und Freunden, sagte ich ab und schob sie auf Dezember. Einzig Laufen, Sport und natürlich auch Familie waren „drin“.

Anfangs hatte ich, wie oft, mit zu viel Anspannung und Druck zu kämpfen. Ich konnte das alles nicht einschätzen. Wie viele Wörter würde ich täglich „schaffen?“ Vieles klang für mich noch hölzern und ich fing an zu zweifeln, doch dann sagte ich mir immer wieder: Das ist die erste Fassung, alles andere kommt bei den Überarbeitungsrunden. Jetzt: Schreib dein Ding. Nach ein paar Tagen gewann ich Zutrauen. Zum einen in mein Schreiben und zum anderen erkannte ich, dass ich schon unglaublich viel Vorarbeit geleistet hatte, wobei ich die erste Fassung von vor einem Jahr nur als Stütze und Orientierung nutzte. Copy and paste war nur an einer Stelle möglich. Natürlich heulte mein innerer Kritikerchor hier und da auf. aber ich schickte ihn immer wieder freundlich, aber bestimmt, hinter den Bauzaun. Deren Einsatz kommt dann in ein paar Wochen bei den diversen Überarbeitungsrunden. Das große Nanoziel 50.000 Wörter hatte ich schon nach drei Wochen erreicht, aber für mich war maßgeblich wichtig, die Rohfassung zu Ende zu schreiben, was gelang. Und dann saß ich da und starrte auf den Bildschirm. Alles in allem war ich erst einmal zu erschöpft, um mich zu freuen. Erst nach und nach sickerte es bei mir durch: Du hast es geschafft und es lief gut. Ein unglaublich gutes Gefühl, den Roman, mit dem man schon so lange schwanger geht, endlich aufs Papier zu bringen – nicht nur in Szenen und Entwürfen, sondern rund und fertig. Nun habe ich das alles weggepackt zum Ruhen und Reifen. Ab Mitte Januar, vielleicht auch Anfang Februar, werde ich an die Überarbeitung gehen. Vieles ist mir in dieser intensiven Zeit klar geworden, auch persönlich, denn es ist zwar größtenteils eine fiktive Geschichte, berührt aber dennoch oftmals meine eigenen Familiengeschichte: Es wird noch mindestens einen, wahrscheinlich mehrere Bände dazu entstehen.

Freundschaften und Lebensbegleiter

Ein Highlight dieses Jahres war in jedem Fall das Wiedersehen mit meiner Freundin Agne aus Litauen. Wir lernten uns im Studium kennen und hielten die ganzen Jahre über Kontakt, auch, nachdem sie wieder in ihr Heimatland Litauen zurückgekehrt ist. Das wunderbare an dieser und auch an anderen Freundschaften, die ich erleben darf: Es ist, als sei keine Zeit vergangen. Natürlich ist sie das, ganz augenscheinlich, aber die Interessen, der Humor, die Gespräche sind so tief und lustig und genauso vertraut, wie vor vielen Jahren, als wir noch nebeneinander in der Bibliothek arbeiteten und gemeinsam Kaffee tranken in den Pausen.

Meine Freundin Agne aus Litauen

Im letzten Jahr haben sich einige Freundschaften nach Jahrzehnten wieder belebt und vertieft und ich empfinde das als bereichernd und schön. Spannend auch, die einzelnen Lebenswege zu sehen und wunderbar, erleben zu können, dass es da Menschen gibt, die ganz ähnlich ticken wie ich.


Meine liebsten eigenen Artikel des Jahres

  • Middle aged women: Frankfurter Hauptbahnhof Nach drei Wochen intensivem Schreibrückzug war das Ankommen am Frankfurter Hauptbahnhof die Realitätskeule. Prall, bunt, laut, erschütternd und überfordernd.
  • Meine Kurzgeschichtenreihe Meda Mildenberger, die ich schon vor einiger Zeit geschrieben habe und nach und nach einzelne Folgen auf meine Website schreibe und selbst oft lachen muss.

Mein Jahr 2023 in Zahlen

  • 550 Instagram-Follower
  • 278 bzw. 68 Facebook-Fans
  • 25 veröffentlichte Blogartikel, 32 Artikel auf publikum.net
  • Kilometerstand Auto
  • 1224 gelaufene Kilometer plus ca. 150 gewandert.

Was 2023 sonst noch los war

Freundschaften
Hochzeit von Joshua und Alona
Mit Fatma, Kickboxweltmeisterin 2005 unterwegs. Sie und ihre Geschichte haben mich zu meinem Roman „Fatma“ inspiriert.
Martina Mruck, Leinwandlyrik, LeipzigerBuchmesse 23
Pilgerweg im Kraichgau
Tochter-Muttertag
Rhein in Flammen, Koblenz
Aus dem Nest gefallenes Eichhörnchenbaby gerettet
Einer meiner geliebten Trails
Im meinem Schreibasyl in der Schweiz

Meine Ziele für 2024

Niente stress!

  • Meinen Roman „Fatma“ veröffentlichen. Die ersten Gespräche mit Fatma führte ich schon vor einigen Jahren. Eine Biographie entstand und daraus ein Roman, der sich an Fatmas Geschichte orientiert.
  • Meinen neuen Roman überarbeiten und mich dafür bei Agenturen/Verlagen bewerben.
  • Für Magazine/Zeitschriften schreiben zum Thema „Trailrunning“ und anderen Themen.
  • Meinen „Schreibraum“ virtuell und in Präsenz aufbauen.
  • Über Trailrunning bloggen
  • Über Sport und Trailrunning in Magazinen/Zeitschriften schreiben
  • Nach Litauen, Norwegen und Schottland reisen. Zumindest in eines davon 🙂
  • Wandern in Grindelwald
  • Familienurlaub am Meer
  • Niente Stress! Überall immer wieder Druck rausnehmen, fließen lassen, leben und atmen.
  • Weiterschreiben und weiterlaufen.
  • Offenheit und Staunen kultivieren, meinen spirituellen Weg weitergehen, der unmittelbar mit allen anderen Bereichen verbunden ist.
  • Keine Kompromisse. Mehr und mehr auf meine Intuition hören.
  • Rise and shine

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