Laufblog und dies und das

Ich suche die Stille. Immer wieder, egal wo. Am liebsten draußen im Wald. Der fängt quai hinter meinem Haus an.  Und so beginne ich allermeistens meinen Tag: Nachdem ich vor allen anderen aufgestanden bin, Kaffee getrunken und eine halbe Stunde geschrieben habe, Kinder geweckt, Pausenbrote geschmiert und noch einen Espresso mit meinem Mann getrunken habe.

Ich gehe die Treppe runter. Egal bei welchem Wetter, naja, nicht gerade bei Sturmwarnung, aber das kommt so gut wie nie vor dort, wo ich wohne. Die ersten Meter gehe ich das kleine Asphaltsträßchen, das in den Wald hineinführt. Gehe am Haus meiner Freundin und Nachbarin vorüber, mit der ich oft einen Morgengruß ausgetauscht habe und vermisse ihr Lachen, wenn sie auf dem Balkon steht mit ihrem ersten Kaffee und der ersten Zigarette des Tages. Sie ist vor zwei Wochen gestorben. Gehe weiter und denke über das Wort „Verlust“ nach. Ihre Absenz wird mir erst nach und nach vollumfänglich bewusst werden.

Mein linkes Bein schmerzt. Haderig, ob ich das ignorieren soll oder besser nicht, entscheide ich mich zu ersterem und siehe da: Kaum bin ich die ersten Meter getrabt, verschwindet der Schmerz. Ich nenne das „therapeutisches Laufen“.

„Kennen Sie nicht bald jeden Ast persönlich?“, fragte mich vor einiger Zeit ein Mann, der oft mit seinem Hund hier seine Runden dreht. Ich lächelte darauf nur unverbindlich. Was soll ich dazu sagen?  Es sind immer diesselben „Grundrunden“, die ich laufe in diesem stillen Teil des Waldes.  Dennoch ist es abwechslungsreich, jeden Tag anders und jedes Mal bin ich froh, draußen gewesen zu sein, empfinde und nehme Nuancen wahr, erlebe mit allen Sinnen, was in der Natur vor sich geht. Jetzt sind es die zögerlichen, doch unmissverständlichen Vorboten des Frühlings, das Zwitschern der Vögel, die ersten Schneeglöckchen, die mir Mut geben.

Ich weiß vorher nie, welchen Weg ich nehmen werde, das entscheide ich spontan, natürlich auch abhänging davon, wieviel Zeit ich mir nehmen kann. Dafür kenne ich den Wald gut genug: Um ungefähr einzuschätzen, wieviel Zeit ich für welchen Weg brauche. Nicht selten entdecke ich noch nach all den Jahren neue, kleine Pfade und Verbindungswege, ab und an laufe ich auch querwaldein.

Am Wochenende verirren sich hier ab und an ein paar ambitionierte Mountainbiker mit oder oder E, ansonsten bin ich alleine und treffe nur eine Handvoll Menschen mit ihren Hunden und das kommt mir gerade recht. Schließlich will ich meine Ruhe haben im Wald. Ich suche die Stille.

 

 

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