Meda Mildenberger 19

Am nächsten Tag graupelt es zunächst, bevor es in Schnee übergeht. Zweimal will ich aufbrechen, zweimal schütteln die beiden entschieden den Kopf, als ich mein Anliegen verkünde. „Lass es. Du kommst nicht weit. Du musst abwarten. Alles andere ist gefährlich“, sagt Jeria.

Für die beiden spielt es keine Rolle, dass sie hier festsitzen. Gleichmütig tun sie das, was sie zu tun haben: Etwas in der Küche werkeln, Holz hacken, über Papieren sitzen. Fritz ist der Sommerwirt hier. Jeria ein Wanderer, der hier und da bleibt und mit anpackt, wenn es etwas zu tun gibt. „Ich nehm´den Weg, wie er kommt“, sagt er.

Ich hingegen bin unruhig. Was soll ich tun? Hier sitzen und abwarten? Wie lange?

„Der Winter kommt manchmal später, dies Jahr eben früher.“

„Scheint so.“ Fritz steht am Fenster und nickt, während ich unruhig bin und immer nervöser werde. Was soll ich tun? Hier abwarten? Wie lange? Leichte Panik macht sich in mir breit. Was, wenn ich hier für Tage festsitze, für Wochen? Bis zum nächsten Frühjahr.

„Abwarten,“ sagt Fritz und streift mich mit einem Blick. Er hat meine Unruhe bemerkt. „Wird schon nochmal. So ein früher Einbruch, das geht vielleicht eine Woche, dann macht sich´s nochmal auf. Doch jetzt musst warten.“

Eine Woche? Ich denke an die Unterkunft im Tal, an Charlie, an Fido, an meine Wohnung und ans Büro. Ich hab nicht einmal was zum Wechseln dabei. Doch dann zucke ich mit den Schultern. Was soll´s? Ich kann´s nicht ändern. Fritz nickt, als hätte er meine Gedanken gelesen. Vielleicht denkt er aber auch an was ganz anderes.

Spät am Abend, draußen liegt der Schnee kniehoch, klopft es und Fritz fragt durch die Tür, ob ich was zum waschen hätte. Ich knülle mein Shirt, meine verdreckte Hose und meine Unterwäsche zu einem Knäuel zusammen , ziehe mein Sweatshirt wieder über und schlüpfe in die drei Nummern zu große Jogginghose und reiche sie ihm durch die Tür. Unsere Hände berühren sich. „Danke“, sage ich und er sagt auch noch irgendwas, was ich nicht verstehe. Vor einer Woche noch hätte ich nicht gedacht, dass ich mich einmal so über die Existenz einer Waschmaschine freuen würde.

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