Meda Mildenberger 18

Zwei Stunden später wache ich vom Duft nach Essen auf. Mein Magen knurrt laut. Draußen ist es dunkel. Regen schlägt gegen das Fenster. Mit wackligen Beinen gehe ich die Treppe nach unten. Die Lampe an der kleinen Theke verströmt schummriges Licht. Auf dem Tisch steht ein Teller Suppe und ein Körbchen mit ein paar Scheiben Brot.

Fritz kommt von draußen mit ein paar Scheiten Holz und mit ihm weht kalte, feuchte Luft in die Hütte. „Hat sich eingeregnet“, murmelt er. Er legt das Holz zum Ofen, holt eine Dose Bier aus dem Kühlschrank hinter der Theke und stellt es mir mit einem Glas neben meinen Teller. „Guten Appetit“.

„Danke.“ Haben die beiden schon was gegessen? Es ist halb neun.

„Hab eine trockene Hose hier für dich. Könnte passen.“ Fritz nickt auf die Bank neben mich.

Ich esse heißhungrig. Ist zwar nur eine Tütensuppe, aber sie kommt mir köstlich vor. Der jährliche Campingurlaub mit meinen Eltern steht mir vor Augen. Das erste, was es bei Ankunft gab, war Tütensuppe. Ich habe es geliebt, ab dem Zeitpunkt haben die Ferien für mich angefangen. Mein Vater, der nichts aß, nur eine Dose Bier trank. Meine Mutter, die umherwuselte und auspackte und Sachen geschäftig verteilte. Der Geruch der Luftmatratze, das Rauschen des Meeres ganz nah. Das war, bevor sich ihre Wege trennten und ich mich begann schuldig zu fühlen. Für ihre Trennung, für alles, was dann kam.

Das Brot ist kräftig und frisch. Bevor ich den letzten Bissen geschluckt habe, legt Fritz weitere Scheiben in den Korb und stellt noch einen Teller mit Käse und Schinken dazu. Jeria kommt mit einem Ordner voller Papiere runter und die beiden sind ab dann weitestgehend schweigend damit beschäftigt.

Ich nehme die Jogginghose, stelle mein schmutziges Geschirr zusammen und auf die Theke und sage ein zaghaftes „Gute Nacht“ und „Danke“.

Jeria sagt „Schlaf gut“. Fritz tippt etwas auf dem Taschenrechner und hebt die Hand.

Wellness ist so relativ, denke ich, als ich satt und müde im Bett liege und dem Regen lausche. Das letzte Spa-Wochenende mit Chrissi kommt mir lächerlich schal dagegen vor.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Abonniere meinen Newsletter