Meda Mildenberger 5

Ich lese sie noch immer nicht. Aber ich freue mich darauf.

Vor lauter Aufregung muss ich mir erstmal eine seltene Zigarette genehmigen und klettere umständlich auf die kleine Leiter, um ganz nach oben auf mein Bücherregal zu greifen. Ganz Suchti habe ich mir schwer erreichbare Verstecke angelegt, was an sich schon  bescheuert ist. Die größte Lust eine zu rauchen, überkommt mich bei ausreichend reichlichem Alkoholkonsum. Das wiederum schränkt meine Koordinationsfähigkeiten ein. Dass ich allerdings so dicht bin, dass ich mich nicht mehr an die Verstecke erinnere, kommt gar nicht vor. Dass das Ziel der Sucht dann schwer erreichbar ist, ist außerdem eine echte Gefahr. Jakob, der Arzt ist, meinte einmal, dass ich auf jeden Fall umsatzsteigernd  bin für ihn in der Unfallchirugie. Er sah mir einmal dabei zu, wie ich die Sprossen rauf mäanderte. Immerhin sprang er auf und hielt sie fest.

Doch jetzt bin ich ja nur aufgeregt. Es ist Morgen und ich klettere elfengleich die Leiter hoch, suche tastend und finde das Päckchen Chesterfields und stelle fest, dass es die letzte ist. Gut eigentlich, denn ich habe ja aufgehört. Nur eben diese eine noch. Ich setze mich und zünde sie mit geschlossenen Augen an. Instantan wird mir schwindlig. Aber ich fühle mich bereit, die Nachricht zu lesen.

Ich würde dich gerne wiedersehen. Ich glaube an den Beginn von etwas ganz Wunderbarem zwischen uns.

Darunter eine Mobilnummer. Oha. Ich blase geräuschvoll den Rauch aus und sehe zu, wie er sich um den Blumenstrauß kräuselt und dann unsichtbar wird.

 

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