Meda Miltenberger

Jetzt bin ich befangen. Ernüchtert, im wahrsten Sinn des Wortes. Ein typischer Morgen danach. Er sitzt mir gegenüber und sieht einfach gut aus. Solide gut, was ich nach dieser Nacht bemerkenswert finde.  Schon eine  Weile sitzen wir uns gegenüber und trinken schweigsam  Kaffee. Mich ärgert meine eigene Schüchternheit, ich senke sogar den Blick und frage mich im selben Moment wie alt ich nochmal bin? Ich sehe, dass seine Lippen sich bewegen.

„Wie bitte?“

„Hast du auch solche Kopfschmerzen?“, fragt er höflich.

Er ist mir auch jetzt sympathisch. Einigermaßen. Obwohl die Frage blöd ist, denn ich sehe sicher aus, als hätte ich Kopfschmerzen.  Ich streiche durch meine Haare. Mein Magen knurrt außerdem laut und ich sehe einen Hamburger mit Fritten vor meinem geistigen Auge. Auf meinem Tisch steht allerdings nur diese edle Schale mit basischem Müsli und Hafermilch. Statt einer Antwort zucke ich mit den Schultern, unfähig auch nur einen sinnvollen Satz zu bilden. Das kann nur bedeuten, dass ich zuviel Dope geraucht habe. Seit Jahren vertrage ich das nicht mehr und rauche trotzdem immer wieder.

„So schlimm?“ Er sieht mich anteilnahmsvoll an.

Etwas in seinem Tonfall geht mir augenblicklich auf die Nerven. Erinnerungsfetzen der letzten Nacht sind mir vor Augen. Ich stöhne entsetzt auf, was ihn augenscheinlich irritiert.

„Alles okay?“, hakt er nach.

„Äh, ja, Kopfschmerzen. Mir ist auch schlecht.“ Ich ziehe meinen grauen Morgenmantel fester um mich und wippe mit meinem übergeschlagenen Fuß. Während ich also so da sitze und wippe, wird mir verlangsamt klar, dass sich an der Information „Mir ist auch schlecht“, die Möglichkeit eröffnet auf unbestimmte Zeit im Bad zu verschwinden.  „Ich muss dann ins Bad und dann zur Arbeit“, sage ich lahm und rutsche vom Hocker.

„Am Sonntag?“

„Äh ja – “ Ich hebe die Hand zum Gruß.  „Also dann!“  Ich lasse ihn sitzen. Das Beste in der Situation.

Sonntag? Ist heute Sonntag?  Im Bad versuche ich meine Bewegungen zu koordinieren und komme mir wirklich langsam vor, was daran liegt, dass ich langsam bin. Ein zaghaftes Klopfen an der Badezimmertür und ein leises „Ciao“ lässt mich erleichtert aufatmen.

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